Alle Beiträge von Rude

Rude mag Musik, Hamburg und Lästerliches, Oberbekleidung und Reisen, und schreibt deshalb hin und wieder über genau diese Dinge. Er führt ein geheimes Doppelleben als Software-Entwickler.

Hier hupt Hein.

Wer in der Nähe eines vielbefahrenen Flusses wohnt, kennt das. In der Ferne ein kaum wahrnehmbares „Tschunk-tschunk“, mit dem sich ein Schiffsdiesel anschleicht. Dann, unerwartet, lässt ein allgegenwärtiges „MÖÖÖÖÖÖÖÖP!“ den heimischen Geschirrschrank vibrieren — ein Schiffshorn, hörbares Testosteron.

War nicht heute gerade mal wieder die olle Queen Mary in Hamburg? Da wir leider zu den Hamburger Underdogs ohne Elbblick gehören, lautete bisher die Devise: rauf aufs Fahrrad und runter an die Elbe, oder zumindest rüber zum Jenischhaus, die Jenischs gehören nicht zu den Underdogs. Und dann die Enttäuschung: es war nicht Queen Mary, sondern die Altölpumpbarkasse „Drögen Klöten“.

Dies gehört nun der Vergangenheit an, denn nun genügt ein Klick bei www.vesseltracker.com, um herauszufinden, wer es war. Schon in der Web-Version (mit VirtualEarth) wird uns klar, wer uns angehupt hat: Der Bagger „HEIN“, offenbar grad mit der Elbvertiefung beschäftigt.

Noch cooler ist das GoogleEarth-Plugin, das uns die Schiffspositionen und -bewegungen auf dem Satellitenbild anzeigt.

Ich glaub‘, ich setz mich jetzt mal aufs Fahrrad, um mir gemütlich an der Elbe HEIN anzusehen. Und zu schauen, wie es KATHI, DAGMAR und den anderen Mädels so geht.

Jetzt gratis kniffeln! Oder: Werbung knapp am Kontext vorbei

Da setzte sogar meine Banner-Blindheit kurzzeitig aus. Die kontextsensitive Google-Werbung auf Myspace zeigte mir bei der Myspace-Seite meiner ehemaligen Progressivrock-Band „Chaotic“ mit der URL www.myspace.com/kniffelrock artig Werbung für eine Online-Kniffelrunde an. Soweit, dass ich draufklickte, hat sie mich dann aber doch nicht gebracht.

Hmmm… beim nächsten Reload kam „Schnell 5 Kilo abnehmen“ — war das wegen der „fetten Beats“?

CMS für die Tonne

Da haben wir so stolz das CMS out-of-the-box präsentiert, und nun stellt sich bei etlichen Käufern nach nur wenigen Monaten die Ernüchterung ein. Vielleicht taugen Fertiglösungen in Flaschen ja doch nicht, was sie versprechen? Die ersten Gemeinden haben, um der wachsenden Anzahl entsorgungsbedürftiger CMS-Sechserpacks gerecht zu werden, ganz hinten hinterm Rathaus eine Entsorgungseinheit aufgestellt, welche einmal wöchentlich von lokalen Softwarefirmen entleert und deren Inhalt zu Handyklingeltönen recycled wird. Gesehen auf Madeira.

Geometrisch-ökonomischer Advent Ausschussfreies Backen

Das Backen von Weihnachtsplätzchen ist verglichen mit deren Verzehr unverhältnismäßig anstrengend. Der Teig wird ausgerollt, die Plätzchen ausgestochen, der Verschnitt abermals ausgerollt usw., bis im letzten Schritt das verbleibende Fitzelchen endlich zu klein für die Ausstechform ist, und es der Hund bekommt, der zwei Tage später an einer Salmonellenvergiftung stirbt.

Wir minimieren den Aufwand durch Verwendung einer ausschussfreien Plätzchenform. Also eine geometrische Form, mit welcher man komplett die Teigfläche zerteilen kann, idealerweise ohne dass ein Rest übrigbleibt. Drei- oder Vierecke erfüllen zwar diese Anforderung, sind aber recht langweilig. Wir bedienen uns also dem Meister der Flächenfüllungen, Herrn M.C. Escher und wählen die besonders figürlichen „Reptilien„.

Wir benötigen: zwei Telefonzangen, einen Blechschneider und etwas Lochblech aus dem Baumarkt. Ferner eine (am Computer perspektivisch normalisierte) Vorlage der Eidechsenform.

Anhand der Vorlage formen wir im Nu (1 Nu = 2,5 Stunden) auf dem Lochblech eine hochsymmetrische Eidechse und befestigen das Ende mit Telefondraht.

Die Eidechse wird mit den Telefonzangen solange nachgebogen und optimiert, bis sie die Form in der Vorlage exakt abbildet.

Jetzt kann’s losgehen. Teig nach Rezept zubereiten (wir wählen ein Zitronenkeksrezept), ausrollen und mit der Präzisionsform einen echten Escher in den Teigmatsch drücken.

Beim Abnehmen der Eidechsen vom Tisch verformen sich die Tiere zwar ein wenig, landen jedoch sicher auf dem Backblech und können in die Röhre geschoben werden. Nur ein weiteres Mal müssen wir nun den Teig zusammenkneten und erneut ausrollen! Dann ist von ihm nur genau so viel übrig, wie zur Vergiftung des Hundes unbedingt benötigt wird.

Und schon stehen wir da, glücklich mit ein paar Dutzend frischgebackener duftender adventlicher Reptilien. Guten Hunger. Nächstes Jahr backen wir einen Rembrandt.

Falsche Bank-Noten

Ich gebe zu: ich habe einen Bausparvertrag. Schließlich hat mich doch der freundliche ältere Herr in dem Werbespot damals überzeugt, und seitdem pfeife ich oft und gerne unter der Dusche den Jingle meiner Bausparkasse, welchen ich auswendig kann, so dass ich dazu keinem Notenmaterial bedarf, was unter der Dusche ohne Brille eh schwierig zu lesen wäre.

Ahnend, dass es unter ihrem Klientel auch weniger musikalisch veranlagte Anleger gibt, druckt die Bausparkasse nun freundlicherweise auf ihren Briefumschlägen das Notenmaterial ab:

Dies finde ich einen netten Zug, und ich nehme an, dass auch die urheberrechtlichen Fragen bei einer Verbreitung des Notentextes von mehreren Millionen Briefen im Jahr geklärt sind.

Um so entsetzter war ich, dass ich beim Nachsingen feststellen musste, dass die abgedruckten Noten total falsch sind! Ich fühle eine Pflicht als Bausparer mit musikalischer Grundbildung, dies hier für andere Bausparer richtig zu stellen. Legen wir also los:

Um einen besseren Überblick zu bekommen, schreiben wir die Noten zunächst einmal in eine Zeile. Damit beheben wir auch die unglückliche und unübliche Zeilentrennung mitten im Takt:

Das erste Mal stutzig werden wir beim Fis in Takt 2. Dieser als Vorhalt auf das nachfolgende G gemeinte Ton ist in unserer Erinnerung im Original nicht vorhanden, aber kompositorisch durchaus logisch. Nicht logisch sind jedoch die Anzahl von fünf Viertelnoten in selben Takt, zumal am Zeilenanfang der Takt mit 4/4 vorgegeben ist. Zunächst vermuten wir, dass das A (letzte Viertelnote) überflüssig ist. Da jedoch im Folgetakt eine zwar unvermutete aber explizit notierte vorgezogene Achtel steht, schließen wir daraus, dass auch in Takt 2 hier die letzten beiden Viertel in Wahrheit Achtelnoten sein sollen. Diese im Original nicht vorgesehenen Synkopen (vgl. hierzu den Klingelton direkt beim Anbieter) sollen vermutlich dem etwas angestaubten Jingle eine rockige Note geben, nun gut. Aber falsch notiert ist falsch notiert. Wir korrigieren:

In Takt 3 verwirrt uns, dass der Text nicht stimmig mit den Noten gesetzt wurde. Das „ein“ gehört nicht zum D, sondern zum E davor — dies wäre nicht so aufgefallen, wäre nicht auf dem Poststempel hier unglücklich die Zeile getrennt worden. Nun gut, es geht weiter. Wir tolerieren die besagte Synkope und stolpern abermals über eine unkorrekte Taktzahl in Takt 3. Hier befindet sich nur eine Viertel- und eine 3/8-Note, welche zusammen wiederum nicht 4/4 ergeben. Wir singen den Jingle aus dem Gedächtnis nach und korrigieren die 3/8-Note in eine 3/4-Note (dies passt stilistisch zu den vorgezogenen Achteln, obwohl das Original wohlgemerkt hier eher ganz straight zwei halbe Noten vorsieht).

Zu guter Letzt nehmen wir eine weitere Korrektur des Lyrics-Satzes vor, da das „B“ von „LBS“ nicht auf dem F (Was für ein F eigentlich? Dies ergibt zwar als Vorhalt auf das G im Folgetakt durchaus Sinn, ist uns aber in unserer langen Werbefunkzeit noch nie untergekommen! Wir akzeptieren es wiederum, da wir in dieser Stelle nicht in die eigentliche Komposition eingreifen wollen, sondern lediglich das offenbar unsaubere Lektorat des vorhandenen Notentextes nachholen wollen) gesungen wird, sondern auf dem davor notierten D. Einen raschen End-Taktstrich hinzugefügt, finden wir nun den folgenden Notentext:

So, nun können wir gemeinsam mit dem Briefträger in Freude auf die nahende Zuteilungsreife unseres Bausparvertrags das Lied direkt vom Briefumschlag absingen. Für die etwas Konservativeren unter Ihnen (öh… gibt es eigentlich nichtkonservative Bausparer?) hier noch einmal der Notentext in der klassischen, nicht-verrockten Version. Und jetzt alle!

Alles wird Flut (contd.)

Es ist mal wieder soweit: der Herbst kommt, und mit ihm die unvermeidliche Sturmflut. Der Fischmarkt ist es ja gewohnt, unter Wasser zu stehen, aber für die Speicherstadt ist es doch etwas Ungewohntes, und erst recht für die Automobilisten, welche ihre Karren morgens am Kaiufer abstellen und sie sich abends vom Taucherteam wieder vom Grund hochholen lassen würden, wäre da nicht die Feuerwehr, die rechtzeitig und lautstark ihre Schäfchen einsammelt.

web2.0expo – Mittwoch: Geben und Nehmen im Web

Millionen Leute schuften kostenlos, um das Web mit Daten zu versorgen, und ein paar findige Entwickler machen aus diesen Daten tolle Anwendungen und geben sie der Community zurück: OpenStreetMap sammelt GPS-Daten von herumfahrenden Autos und herumsteigenden Bergsteigern, und erstellt daraus frei verfügbare Geodatenbanken und Straßenkarten. Microsoft sammelt aus dem Web fotografische Schnappschüsse von Gegenden und komponiert diese rechnerisch aufwendig zu 3D-Atlanten („photosynth„), sehr groovy. Natürlich alles beta. Wenn überhaupt. Amazon hilft mit AWS-Diensten wie S3 und EC2 finanzschwachen Startups bei der Ideenverwirklichung. So bietet das Startup g.ho.st seinen Benutzern den „überall verfügbaren PC “ (ein persönliches Online-Betriebssystem), ohne auch nur einen einzigen Rechner zu besitzen. Zwischen den Technik-Knowhow-Vorträgen hält Jesse James (nein, nicht der) Garrett ein flammendes Plädoyer für gutes Produkt- und Website-Design: „Create a beautiful, elegant solution that works.“ Gegenbeispiel: Der Videorekorder ist ausgestorben, noch bevor es jemandem gelungen ist, seine Uhr richtig einzustellen.

Auf der abendlichen Konferenzparty im angeblich total angesagten 40seconds-Club kann man angeblich wertvolle Kontakte mit angeblich total interessanten Leuten pflegen. Wie dies bei 90 Dezibel drinnen und -10 Grad draußen gehen soll, ist mir ein Rätsel. Das Publikum jedoch besteht größtenteils aus Finnen, denen das Frieren und Schreien nichts ausmacht, solange es alkoholische Getränke gibt.

web2.0expo – Dienstag: bessr, schnellr, lautr

Der rote Faden durch den Tag war eindeutig der Traum vom semantischen und sozialen Web: Microformats und die Kombination von verfügbaren Services für eigene Belange. Mit „OpenSocial“ soll ein neuer Standard für soziale Netzwerke entstehen (u.a. Google und Xing mit von der Partie), und wer mag, kann sogar SQL-Abfragen auf Webdienste machen. So kann man durch Kombination der Webdienste von dopplr, cork’d, flickr und einer weiteren Website, die mit unterdurchschnittlich vielen Vokalen auskommt, nicht nur rausfinden, wo ich grad bin, sondern auch, welchen Wein ich dort trinke und mit wem. Ich hoffe, meine Frau kennt die Website nicht.

Neben einer umfangreichen und ebenso unterhaltsamen wie ernüchternden Ausführung zur Security von Ajax-Anwendungen rannte ich eher aus Versehen in eine von einem kassenbebrillten Administratorenfreak gehaltenen Vorstellung über den Betrieb von „sehr, sehr großen“ Websites… falls ich also mal ein Rechenzentrum eröffnen möchte, bin ich nun bestens gerüstet.

web2.0expo – Montag: Bienenstöcke und Weltherrschaft

Weil’s zu Thema passt und es ein freies WLAN gibt: Es ist Web2.0-Expo in Berlin und der erste Abend im mehr als schaurigen ICC-Gebäude. Über Autobahnbrücken und durch kilometerlange einsame Parkhäuser bewegt man sich zu den eigentlich recht kuscheligen Veranstaltungsräumen.

Hier gibt’s heute noch keine „richtigen“ Vorträge, man will vielmehr erstmal warm werden durch Verteilung leicht alkoholischer Getränke und eine „Ignite“-Session, und das geht so:

10 Redner haben jeweils 5 Minuten Zeit. Die genau 15 Folien laufen automatisch durch. Die Themen reihen sich locker um das Web2.0. Es gibt Erörterungen über Privatsphäre im Web (Wissensverbreitung über DINGE vermehren und über PERSONEN verhindern), über die Ähnlichkeit zwischen der Webcommunity und der privaten Bienenzucht, statistische Ausführungen über Rechtschreibfehler in SMS-Botschaften oder eine Forderung nach der Weltherrschaft für Programmierer.

Na gut. Warm sind wir jetzt. Schaun wir, was morgen kommt.

Bilder gibt’s wohl erstmal keine — mein Memorystick und der SD-Kartenslot im Laptop schauen sich kopfschüttelnd an…

Das unterste zuoberst

Auf der Suche nach einem Hotel in Nähe des wundervollen Messegeländes Berlin wurde ich fündig in Form der großartigen Propeller-Island City-Lodge, in welcher es neben einer Reihe anderer origineller und liebevoll gestalteter Räumlichkeiten auch den „Upside-Down“-Room gibt.

Zuerst wird einem beim Betreten etwas schwindelig, aber wenn man sich einmal mit dem ungewohnten Setting abgefunden hat, kann man dort sehr nett wohnen und abends dem Soundsystem mit wahlweise Mittelmeerrauschen oder Froschgesängen aus Bali lauschen.