Alle Beiträge von Rude

Rude mag Musik, Hamburg und Lästerliches, Oberbekleidung und Reisen, und schreibt deshalb hin und wieder über genau diese Dinge. Er führt ein geheimes Doppelleben als Software-Entwickler.

1. Internationales Bassmassaker

Ganz unmassakermäßig, aber dafür stilistisch kunterbunt und auf gehobenem spielerischen Niveau geht es am 27.10.2012 in der Honigfabrik zu: dort veranstalte ich das „1. Internationale Bassmassaker“.

„Erstes“, weil es, nun ja, das erste seiner Art ist. „International“, weil hier Bands aus aller Herren Länder spielen, zumindest mal aus der Schweiz (Bern) und Deutschland (Einbeck, Hamburg, Freiburg). Freiburg ist fast Schweiz und fast Frankreich, das geht auch als Ausland durch. Und „Bassmassaker“, weil hier vier Bassisten ihre Bands zusammenbringen, die stilistisch unterschiedlicher vermutlich nicht sein könnten.

Auch wenn in der Musik der Fokus überhaupt nicht auf dem Bass liegt, nimmt dies Instrument hier trotzdem eine zentrale Rolle ein: alle vier Bassisten haben den gleichen Basslehrer (Markus Setzer) und nahmen sich auf einem längeren Workshop im Jahre 2011 vor, ein gemeinsames Konzertprogramm zu spielen.

Und so werden Yuma, THB, YSB-Company und Körrie Kantner And His Not So Bigband am Sa., den 27.10.2012 um 19.00 Uhr gemeinsam die Honigfabrik rocken, swingen und besingen.

Ich freue mich auf einen herrlich buntgemischten Abend und auf ganz viele liebe Leute im Publikum!

Es hat auch einen facebook-Event dazu. Tickets gibt’s für EUR 10,- (EUR 8,- ermäßigt) an der Abendkasse.

Nach uns die Sintflut!

Das Landesverfassungsgericht bringt einmal wieder Schwung ins kulturelle Leben Schleswig-Holsteins: danke der vorgezogenen Landtagswahl gibt es wieder Wahlkabarett am Theater Wedel! Und da dies ja angesichts des Weltuntergangs am 21. Dezember eine recht kurze Legislaturperiode wird, haben wir es um so eiliger, die Zuschauer auf den rechten demokratischen Weg zu führen.

Ich sitze – wie schon die letzten vier Legislaturperioden – am Klavier und begleite das Geschehen gemeinsam mit dem großartigen „Außerparlamentarischen Orchester“ (Andy Nahapetian/Frank Gertich – sax, Michael Muth/Till Pape – drums, Jan Angermüller/Gerd Bauder/Henning Kiehn – bass). Ferner habe ein paar der Theaternummern geschrieben, und trete als „Sprechender Hut“ in Erscheinung.


Das Außerparlamentarische Orchester, hier: Michael, Jan, Frank und ich (Foto: Felix Nagel)

Gerade die Tätigkeit als Szenenautor bringt für mich eine ungekannte Spannung mit: galt bisher die Premierenangst dem korrekten Ablauf der Musik (habe ich wieder eine Zeichengebung zum Einsatz vermasselt, und findet das Publikum mal wieder alles zu laut?), so sorgt nun das Hoffen und Bangen, dass das Publikum die sorgsam ausgearbeitete Pointe erstens versteht, und zweitens komisch findet, für Nervosität.

Im Idealfall nehmen die Zuschauer neben den Witzchen auch noch die Botschaft mit nach Hause, zum Beispiel zu Themen wie Überwachungsstaat (Chanson „Hallo junger Mann“), politisches Desinteresse (Talkshow „Nullrunde“) und kleinbürgerliches Demokratieverständnis (Song „Klage und Volksentscheid“). Übrigens darf ich im Rahmen dieses Kabaretts erstmals meine Comedy-Ballade „Cappuccinoluder“ allein am Klavier (mit herzzerreißendem Saxophonsolo mittendrin) öffentlich präsentieren.

Bislang war das Publikum glücklicheweise begeistert, und auch die Kritiken fielen positiv aus (wenngleich offensichtlich den Redakteuren entgangen ist, dass bei der Show auch Musik dabei war).

„Nach uns die Sintflut“ läuft noch bis zum 5. Mai 2012 im Theater Wedel.


Am Ende heißt es: „Sollte die Welt doch nicht untergehn, freuen wir uns auf ein Wiedersehn!“ (Foto: Felix Nagel)

Fabrik mit Wecker ohne Atomstrom


Körrie Kantner und die Not So Bigband in der Fabrik — der Konzentration von Bassist und Posaune nach gerade bei „Sonnenschein“

Was für ein unglaublicher Abend! Die Bandmitglieder von Körrie Kantner And His Not So Bigband sind allesamt nicht so große Fans der Atomkraft, zumindest solange nicht, wie sicherer Betrieb und irgendeine Art von seriöser Entsorgung offenbar problematisch sind.

Nachdem wir letztes Jahr schon bei der Veranstaltung Lesen ohne Atomstrom musikalisches Programm geben durften — damals in einem Zelt vor dem AKW Krümmel –, wurden wir auch dies Jahr wieder eingeladen zu spielen. Und zwar im Rahmen der inzwischen einwöchigen Veranstaltung am Hauptabend (sic) in der Hamburger Fabrik (sic!) als Vorband für Konstantin Wecker (sic!!).

Ein kurzer aber feiner Gig in Vollbesetzung, fantastischem Bühnensound, und in einer bis auf den letzten Platz mit gutgesonnenem Publikum gefüllten Fabrik — was will das Musikerherz mehr? Konstantin Wecker und sein kongenialer Keyboarder Jo Barnickel sind zudem dermaßen sympathische Leute, dass es auch backstage eine Freude war. Ganz zu schweigen vom Hauptkonzert! Gern wieder!


Fürs Erinnerungsfotoalbum: Die Not So Bigband mit den Herren Wecker und Barnickel

Henrike Solveigh Ravn

Liegen fast neun Monate zwischen zwei Blogeinträgen, liegt das weniger daran, dass nix los ist, sondern eher daran, dass Blogs inzwischen in etwa so Achtziger sind wie Videorekorder oder myspace. Gern reanimieren wir aber dieses Medium, um die interessierten Fachwelt an unserem Glück teilhaben zu lassen:

Unsere Tochter Henrike ist geboren!

Die Geburt verlief mit einer Dauer von etwa 5 Minuten recht zügig. Basierend auf diesem Zeitrahmen haben wir errechnet, dass beim derzeit gültigen Geburten-Pauschalsatz der Jahresverdienst einer Hebamme ca. 2,4 Millionen Euro beträgt.

Weiteres für Statistikliebhaber erwähnenswertes Zahlenwerk: 9.8., 4 kg, 52 cm, Hutgröße 36. Die beiden Vornamen sind ein Anagramm zu „EKLIGES HORNVIEH“ und der gesamte Name erzielt beim Scrabble 37 Punkte (ohne Bonusfelder). „Henrike“ bedeutet soviel wie „die die komplette Bude unter Beschlag nimmt“,  Wikipedia erwähnt ferner eine ähnlich benannte Galapagos-Riesenschildkröte sowie einen Asteroiden.

Wir freuen uns über unser neues Familienmitglied, und darüber, dass künftig die Kindergeburtstage direkt im Anschluss an das Wacken Open Air stattfinden.

Nach Sankt Gallen, der Semmel wegen, oder: Hoppla, was kostet die Wurst?

Nun, da die Tage kälter werden, gelüstet es einem nach dem vollendetem Besuch des, je nach Geschlecht oder Vorlieben, Bau- oder Flohmarkts nicht mehr nach kühlendem Eis oder Bier, sondern nach etwas Warmen, Ungesunden an der Wurstbude. Und hier ist es, wo sich jedes Jahr aufs neue ein Land seinen kulturellen Spiegel vorhalten lassen muss. Hier stellt sich die Frage: was für Dinge essen wir, und was sind uns diese wert.

Ich durfte viele Jahre lang, vor allem zur kalten Jahreszeit, im schönen St. Gallen in der Ostschweiz zu Gast sein. Bekannt vor allem durch die sehr dekorative weltkulturvererbte Stiftsbibliothek, in der man zugegebenermaßen hervorragend auf Filzpantoffeln über den Intarsienfußboden schliddern kann, ist die eigentliche Attraktion dieser Stadt jedoch die Bratwurst. Sie allein ist schon die Anreise wert. Sie muss nicht unbedingt von den lokalen Metzgergrößen Schmid oder Gemperli kommen; auch das Modell, das vor dem örtlichen Coop (ohne ‚Okina gesprochen) vor sich hinbrät, ist schon sensationell. Die Wurst kommt vom einheimischen Nutztier, was mit einer an ein Datenschutzvergehen grenzenden Herkunftsangabe belegt wird. Das Grillgut findet auch in den anderen Regionen der Schweiz großen Zuspruch (was in diesem von einer Art Raubtierföderalismus geprägten Land schon was heißt), und so bekommt man sie auch, wenn man z.B. in Zürich aus der Bahn steigt und sich an der erstbesten Wurstbude eine Wurst kauft. Eine herrlich duftende, gut gewürzte, frische, anständig große Bratwurst mit einem sagenhaften Bauernbrötchen („Bürli“) dazu. Die hat dann auch ihren Preis: mit um und bei sechs „Stutz“ (Schweizer Franken), mithin ca. 4 Euro, ist man dabei und immerhin danach satt und glücklich.

Nun begeben wir uns über die Grenze, am besten nach Norddeutschland, da verstehen sie laut Guide Michelin am wenigsten vom Essen, und vom Fleisch schon gar nichts (die Ganzjahres-Aggro-Griller aus Westfalen vielleicht mal ausgenommen). Was bekommt man also an der deutschen Wurstbude? Meist eine zeigefingerdicke, ihrer Discounter-Vakuumverpackung entrissene, stundenlang bei Zimmertemperatur im lauwarmen Fett gedörrte Wurst, die mal Thüringer hieß, aber das darf man ja nicht mehr sagen, seit ein paar zwangsversetzte Marketingstrategen mit geographischem Minderwertigkeitskomplex die Ostzone mit der Champagne verwechselt haben, und sich den Begriff irgendwie schützen ließen. Nicht mal die zwischenzeitlich eingeführte klobige Bezeichnung „thüringische Art“ fand das Nachsehen der Strukturneider. Nennen wir sie also stattdessen „Bratwurst sowjetisch besetzter Art“, oder einfach „Zonenwurst“.

Also, wir erhalten — wohlgemerkt mit dem gleichen Wortlaut „Eine Wurst, bitte“ wie in der Schweiz bestellt — eine Zonenwurst. Das allein ist schon nicht preisverdächtig (und ich komme aus der Heimatstadt des Wurstherstellers hareico, bin also dem Brät gegenüber durchaus positiv geprägt). Aber der Hammer ist die „Beilage“: eine halbe, diagonal zerteilte ungetoastete Scheibe Toast!

Himmel! Ein 500g-Toastbrot kostet weniger als 60 Cent, hat 25 Scheiben, und davon eine Halbe (sic!), das macht — an dieser Stelle hole ich einen Taschenrechner mit Gleitkommakompetenz hervor — etwas über einen Cent pro Portion! Im Wurstbundle sind es dann ein Euro neunzig (offizielles Baumarktparkplatzpreisniveau).

Zwei Würste, zwei Welten. Was haben die Eidgenossen, was wir nicht haben? Nun gut, Geld. Aber das kann nicht der einzige Grund sein, weshalb eine Bratwurst bei uns Junk ist, und dort eine schlipsträgertaugliche Mahlzeit. Ich vertrete die wenig exotische oder originelle Meinung, dass die — halb kulturell bedingte, halb werbebeschworene — Billig-Mentalität in Deutschland uns in vielen Dingen schadet, auch in den kleinen.

Nun muss man nicht gleich dem örtlichen SlowFood-Convivium beitreten (kann man natürlich). Man sollte einfach nur mal drauf achten, was einem als Essen angeboten wird, und das eine oder andere hinterfragen. Keine ungewöhnlichen oder schwierigen Fragen. Eher von der Art: müssen Äpfel eine Schiffsreise aus Neuseeland hinter sich haben, gehören in einen Eistee wirklich vierzig Würfel Zucker rein, muss Alkohol nach Gummibärchen schmecken, und sind frittierte Küchanabfälle wirklich so vitaminreich wie es auf der tiefgekühlten Verpackung steht? Diese Art von Fragen. Leider gilt: Sobald Essen qualitativ akzeptabel wird, wird es uns oftmals als eine Art Luxusgut untergejubelt und mit Mondpreisen belegt. Meine Güte, ich will keine Filetspitze von einem verzogenen Kobe-Rind mit abgeschlossener Berufsausbildung, ich will eine Wurst!

Und ich glaube, es gibt so ein Mittelding. Leider nicht von der Wurst, die hat ja bekanntlich nur Enden.

P.S.: Ich habe nichts gegen Thüringen, Westfalen, Nord- und Ostdeutschland, und schon gar nicht gegen die Schweiz. Ich habe ja nicht einmal etwas gegen Pinneberg! Aber im Ernst: hättet ihr bis hierhin gelesen, wenn nicht ein paar regionale Sticheleien drin gewesen wären?   :-)

Guten Tag, haben sie meine Verkäuferkarte?

Ich habe mich entschieden: Ich werde es nun wie alle großen Einzelhandelsunternehmen machen. Ich führe analog zur Kundenkarte eine "Verkäuferkarte" ein. Da werden sich die Läden freuen, denn das zahlt sich für sie aus: wenn ich an der Kasse im Super-, Bau- oder Drogeriemarkt an der Schlange anstehe, um mir dort meinen Joghurt, meine Packung Dübel oder meinen Badeschwamm zu kaufen, und mir der Kassierer seine Ravn-Verkäuferkarte vorzeigen kann, zahle ich ihm 10% mehr! Wirklich! Das ist geschenktes Geld, das darf sich doch ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen nicht entgehen lassen.

Die Teilnahme ist ganz einfach. Der Kassierer muss nur auf einem Formular seine kompletten Adressdaten, Telefonnummern, Geburtsdatum und ein paar weitere marketingrelevante Daten (vielleicht Familienstand, Einkommen und (bei Damen) Körbchengröße) eintragen. Das kann er einfach machen, während ich an der Kasse warte. Die nachfolgenden Kunden werden Verständnis haben, dass für Verkäuferbindungsmaßnahmen Zeit sein muss.

Die Daten werden von mir selbstverständlich streng vertraulich behandelt, vorsichtshalber lasse ich aber den kleingedruckten Passus stehen, der es in begründeten Ausnahmefällen erlaubt, die Personendaten fast anonymisiert an gute Kumpels weiterzugeben, z.B. im Rahmen eines facebook-Posts, oder sie als CD zu verkaufen, oder einfach so.

Ich werde also bei meinen nächsten Einkäufen jedesmal den Verkäufer zum kostenlosen (!) Erwerb einer Verkäufer-Vorteilskarte anhalten. Wenn der Verkäufer Nein sagt, werde ich ihn beim nächsten Betreten des Ladens trotzdem wieder fragen, schließlich kann ja keiner erwarten, dass ich mir merke, wen ich schon alles gefragt habe! Wenn er sich beschwert, sage ich, die Anweisung zur Frage nach der Karte kommt von meiner Frau, und die kontrolliert das durch verdeckte Prüfer unter den Kassierern, und wenn da Nachlässigkeiten meinerseits zutage kommen, schmeißt sie mich raus.

Meine Vermutung ist ja, dass sich trotz dieses lukrativen Angebots die wenigsten Verkäufer auf den Erwerb der Verkäuferkarte einlassen werden. Die Antworten werden wahrscheinlich (in Reihenfolge der Häufigkeit der Nennungen) lauten:

  1. "Wie bitte? Ham Sie’n Knall?"
  2. "Das geht Sie gar nichts an. Lassen Sie mich mit dem Quatsch in Ruhe."
  3. "Wenn wir das für jeden Kunden machen würden, hätten wir ganz schön viele Karten und würden durcheinanderkommen."
  4. "Ich habe Ihnen das letzte Mal schon gesagt, dass wir das nicht machen."
  5. "Für so was habe ich jetzt keine Zeit."
  6. "5% mehr Geld klingt gut, da mach ich mit." (Aber in die Daten schreibe ich einfach irgendeinen Scheiß rein.)

Zufällig deckt sich diese Aufzählung ziemlich genau mit der Meinung der Kunden zum Thema "Kundenkarten". Da der Einzelhandel aber an diesem Bindungswerkzeug begeistert festhält, kann es so schlecht nicht sein, und ich sehe das einfach etwas unentspannt. Schaun wir mal.

Ich rechne damit, bei einer gewissen Penetranz meinerseits in den Läden Hausverbot zu bekommen. Liebe Läden: übertragt bitte einmal das Bild von der Verkäuferkarte auf Eure Kundenkarte, und denkt nach, was dort die Analogie zum Hausverbot ist.

Danke.

Euer ehemalige Kunde

Manchmal ist die Hälfte genau richtig! Das „Ein Halb“ Musikvideo

Ich muss schon sagen, ich bin ein wenig stolz auf mein neuestes Werk, das Musikvideo zu „Ein Halb“ von Körrie Kantner und der Not So Bigband. Eine Mischung aus klassischem Bandvideo und Foto-Slideshow (der Coolness wegen auf einem iPad präsentiert). Grooviger Sound und nette Story, was willste mehr.

Wie bei Kleinproduktionen üblich, hat sich die Arbeit auf wenige Häupter verteilt, und die meine war das Drehbuch, die Regie, die Fotos und die Organisation der Produktion. Neben einem weiteren Zusatzakku für meine Olympus heißt das wie immer: Excel-Sheets bis zum Abwinken. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet kreative Prozesse dieses stinkendlangweilige Tool so dringend benötigen!

In zwei Drehtagen und zwei weiteren Tagen Fotografie wurden Unmengen von Material geschaffen, von denen jedoch nur etwa ein Hundertstel den viermonatigen Weg in den Film geschafft hat. Da keine der Einstellungen länger als zwei Sekunden ist (die meisten sogar deutlich kürzer), bleiben sogar von den großartigen Szenen nur Bruchstücke übrig. Nach unzähligen Tagen mit Konzeption, Organisation, Postproduktion, Photoshop und Reviewschleifen.

Die Computerfestplatte nach einem Musikvideodreh darf man sich in etwa vorstellen wie das Festivalgelände am Ende einer riesigen Casting-Show: Die Lichter sind längst aus, die Müllabfuhr nimmt ihre Arbeit auf. 8 Stunden Band-Videomaterial liegen, ihrer besten Stücke gefleddert, in der digitalen Gosse des riesigen Speichermediums: Sie haben es nicht in den Film geschafft. Ihre einzige Hoffnung auf ein kleines Stück vom Ruhm ist, als Outtake auf dem Bonus Track der DVD zu landen, in die Freakshow der missglückten Filmaufnahmen. Oder, etwas weniger peinlich, aber auch quasi unbeachtet, ins Making-of.

Neben den Videodateien vegetieren 700 enttäuschte Fotos, meist im speicherfressenden Raw-Format, die meisten unbearbeitet, einige nur einmal durchgeblättert und dann verworfen. Ausschuss ist etwas Furchtbares. Aber langweilige Videos auch.

Da haben es die etwa 60 Requisiten besser: sie sind meist geliehen, wurden pfleglich behandelt, und stehen schon längst wieder im heimischen Wohnzimmer des großzügigen Spenders, im Theaterfundus oder, wie im Falle der Buddha-Statue, im Friseursalon. Aber auch hier gibt es solche, die zwar unter großem Aufwand hergestellt (eine Geschenkpackung mit schöner roter Schleife) oder besorgt (ein Nummernzettel vom Arbeitsamt oder eine Darth-Vader-Maske) worden sind, aber am Ende aus dem Video herausgenommen wurden, um mehr Ruhe hineinzubringen.

Viele nette Leute haben geholfen: allen voran unser Filmer Florian mit seinem dramaturgischen Gespür, der uns beibrachte, dass die Totale nicht nur total, sondern auch total langweilig ist. Und eine ganze Reihe an Besitzern skurriler Gegenstände und Musikinstrumente (man beachte den geilen roten Ferrari-Babykontrabass und das Sousaphon), die sich kurz von diesen trennten, damit wir sie als Requisiten nutzen konnten. Die Karikaturen der beiden Protagonisten hat uns Roger gezeichnet, dessen Bilder normalerweise in Hochglanzzeitschriften prangen. Wir kriechen also im Staub vor Demut.   ;-)    Wer Interesse an den vollständigen Credits hat, da sind sie zu lesen.

So, und bevor ich nun weitere Excel-Sheets eröffne bezüglich der weiteren Verwendung des Videos, werde ich erstmal ein gutes Bier — ein Kleines nur, ein Kleines! — öffnen.

Und dann noch eines, denn manchmal ist die Hälfte einfach viel zu wenig.

Endlich was im Fernsehen!

Als gelegentliche Verfolger der Gniechel Show waren meine Band und ich natürlich geschmeichelt, als wir gebeten wurden, uns für eine halbstündige Show einmal auf der Gniechel-Couch breitzumachen. Im tiptop ausgestatteten TIDE-Studio im Osten Hamburgs durften wir, nach initialer Beschallung durch die Goldene Gniechel Showband, uns vom Meister interviewen lassen, um dann noch das A-cappella-Stück "Die Blues Harp" (im Video ab Min. 23:30) live und mit eilig gestrickter Choreographie zum besten zu geben.

Eigentlich wollten wir ja auch unser cooles neues Musikvideo von "Ein Halb" zeigen, aber das war leider nocht nicht fertig. So gab’s dann zumindest die Blues- und Harpgeschichten.

Ein netter Abend mit herzlichem Publikum. Das ganze wurde dann am 26.7.2010 um 22.00 Uhr auf TIDE TV ausgestrahlt.