Archiv der Kategorie: Geniales

Geometrisch-ökonomischer Advent Ausschussfreies Backen

Das Backen von Weihnachtsplätzchen ist verglichen mit deren Verzehr unverhältnismäßig anstrengend. Der Teig wird ausgerollt, die Plätzchen ausgestochen, der Verschnitt abermals ausgerollt usw., bis im letzten Schritt das verbleibende Fitzelchen endlich zu klein für die Ausstechform ist, und es der Hund bekommt, der zwei Tage später an einer Salmonellenvergiftung stirbt.

Wir minimieren den Aufwand durch Verwendung einer ausschussfreien Plätzchenform. Also eine geometrische Form, mit welcher man komplett die Teigfläche zerteilen kann, idealerweise ohne dass ein Rest übrigbleibt. Drei- oder Vierecke erfüllen zwar diese Anforderung, sind aber recht langweilig. Wir bedienen uns also dem Meister der Flächenfüllungen, Herrn M.C. Escher und wählen die besonders figürlichen „Reptilien„.

Wir benötigen: zwei Telefonzangen, einen Blechschneider und etwas Lochblech aus dem Baumarkt. Ferner eine (am Computer perspektivisch normalisierte) Vorlage der Eidechsenform.

Anhand der Vorlage formen wir im Nu (1 Nu = 2,5 Stunden) auf dem Lochblech eine hochsymmetrische Eidechse und befestigen das Ende mit Telefondraht.

Die Eidechse wird mit den Telefonzangen solange nachgebogen und optimiert, bis sie die Form in der Vorlage exakt abbildet.

Jetzt kann’s losgehen. Teig nach Rezept zubereiten (wir wählen ein Zitronenkeksrezept), ausrollen und mit der Präzisionsform einen echten Escher in den Teigmatsch drücken.

Beim Abnehmen der Eidechsen vom Tisch verformen sich die Tiere zwar ein wenig, landen jedoch sicher auf dem Backblech und können in die Röhre geschoben werden. Nur ein weiteres Mal müssen wir nun den Teig zusammenkneten und erneut ausrollen! Dann ist von ihm nur genau so viel übrig, wie zur Vergiftung des Hundes unbedingt benötigt wird.

Und schon stehen wir da, glücklich mit ein paar Dutzend frischgebackener duftender adventlicher Reptilien. Guten Hunger. Nächstes Jahr backen wir einen Rembrandt.

Musik will aufgeräumt sein

Ein erster Preview des neuesten kleinen Möbelbauprojekts. Noch gänzlich ungeleimt, ungeschliffen und unlackiert, aber der Ungeduld und der Unordnung wegen schon mal an der Wand befestigt, sind wir stolz, unseren CDs ein neues Zuhause bescheren zu dürfen. Die Regale bieten ca. 500 CDs Platz (mit Erweiterungsmöglichkeit zwischen den Regalen), sind wiederum aus Buchenvollholz, und weil sie einen ungenutzten Stromanschluss in der Wand verdecken, werden wir uns bestimmt auch noch ein nettes Beleuchtungskonzept dafür ausdenken.

Das Schwierigste ist aber immer der Sortieralgorithmus der CDs. Diesmal haben wir uns für eine Trennung von Klassik und Rock entschieden. Nicht weil der Stilmix im alten System zu Problemen geführt hat („Mendelssohn“ steht halt rechts von „Megadeth“), sondern weil sich Klassik verdammt schlecht sortieren lässt. Bei Rock ist es einfach: Sortierung nach Bandname (ohne bestimmte oder unbestimmte Artikel) bzw. Nachname des Interpreten (Verbindungsworte werden nach landestypischer Sitte ein- (holl. „van“) bzw. ausgeschlossen (franz. „de“), und im Zweifelsfalle dort, wo man es am ehesten suchen würde. Was tut man aber bei klassischer Musik? Wir haben uns entschlossen: Nachname des Komponisten, bei Uneindeutigkeit Nachname des Hauptinterpreten bzw. Solisten (bei Duetten fallen Pianisten leider ärgerlicherweise häufig unter den Tisch). Wie sortiert ihr?

Möblierte Meister

Da werde ich als Möbelfetischist ja neidisch: Heike hat ihren Notenschrank bekommen, ihr Doktorarbeitsgeschenk, und sich ansichtskartenderweise bei den Schenkenden bedankt.

Das gute Stück ist offensichtlich aus Stahlrohr, Kirschholz und Acrylglas, bietet Platz für so manchen Alten Meister, und sieht meines Erachtens ziemlich cool aus.

Großes Lob an die Erschafferin Jelle J. Bosma.

Surfen im Klo

Nein, nein, nicht mit dem Laptop auf der öffentlichen Toilette, sondern richtiges Surfen. Einmal in der Tube des Schwalles häuslichen Nutzwassers in die Brandung wellenreiten, davon träumt doch jeder Bundesbürger mit manierlichem Klempnerherz. Na gut, eigentlich träumt keiner so richtig davon, aber das hat irgendeine Firma nicht davon abgehalten, den Designer-WC-Erfrischer zu erfinden, der in Form eines surfenden Männchens gleichzeitig WC-Desinfektionsmittel und Raumerfrischer absondert, wenn die Wogen der Spülung unter ihm längsdonnern. Weitere erschütternde Produktneuheiten in Kürze auf diesem Kanal.

Wunderkisten

Es ist zwar schon eine ganze Weile her, daß ich die „Wunderkisten“ gebaut habe, aber ich habe mir jetzt endlich mal Zeit genommen, ein Foto davon zu machen. Die „Wunderkisten“ sind mein erstes Möbelbauprojekt, ein Regalschrank. Das Vorbild einer schwedischen Designerin, deren Name mir entfallen ist, habe ich in einem Möbelhaus gesehen und war begeistert von der Idee, aber bei der dortigen Ausführung war der Geiz ein wenig zu geil: billiges furniertes Sperrholz, nein danke. Außerdem paßte die Farbe nicht zu meinen Stereoboxen. Also: selbst nachbauen.

Die „Wunderkisten“ sind sechs unterschiedlich große, nach vorn offene Holzkisten, welche übereinandergestapelt und durch eine lange Metallstange miteinander verbunden sind. Die Holzkisten sind an der Stange frei drehbar, so daß die Öffnungen jeder Kiste also in beliebige Richtungen zeigen können. Die unterste Kiste hat auf der Unterseite schließlich ein paar Räder, damit man das ganze Stück zur Not durch die Wohnung bugsieren kann.

Ich habe etwa vier Monate daran gebaut. Das heißt, Material gesucht und gekauft, gesägt, geschliffen, gewachst, nochmal gewachst, lackiert, nochmal lackiert, gedübelt und geschraubt.

Und jetzt stehen die Kisten in der standardmöbelunfreundlich geformten Ecke zwischen den Sofas und beherbergen vor allem die Musikanlage. Schön, als sie endlich fertig waren!